Musik liegt in der Luft! Ein Specht trommelt im Takt, Amsel, Drossel, Fink und Star und wie sie alle heißen mögen, die gefiederten Bewohner des Nationalparks Donau-Auen, fallen in das Konzert ein. Mitte, Ende März haben Wasser und Sonne die Macht des Winters vor den Toren Wiens endgültig gebrochen. Eine Frühlings-Party hebt an, die auch Glückshormone im menschlichen Gehirn freisetzt. Die Welt pulsiert förmlich vor Leben – jetzt ist die Zeit gekommen, Wohnung und Homeoffice hinter sich zu lassen und dem Nationalparkzentrum Schloss Orth an der Donau einen Besuch abzustatten.

Schlossinsel Orth: Großartiges Naturkino

Rings um das Nationalpark-Hauptquartier ist die Natur schon in zartes Grün geschlüpft. Der ein oder andere Obstbaum fügt mit seinem Blütenkleid Tupfer in Weiß und Rosa hinzu. Auf der Schlossinsel haben die wärmeren Temperaturen Amphibien aus dem Winterschlaf gelockt. Eine Ringelnatter tankt Sonnenstrahlen. Nebenan durchmessen Frösche quakend einen Tümpel. Eine Beobachtungsstation rückt das reiche Unterwasser-Leben am nahen Strom in die Auslage. Fette Karpfen, schlanke Sterlets und silbrige Barsche gleiten hinter bruchsicherem Glas auf Augenhöhe am Betrachter vorbei.

Schloss Orth, von der Stadtgrenze in 20 minütiger Autofahrt zu erreichen, ist Dreh- und Angelpunkt für spannende Naturvermittlung. Vom Aussichtsturm geht der Blick weit in die Donau-Auen hinein. Vor kurzem sind mit dem großen Vogelzug auch wieder die Störche in Österreich angekommen. Ein Paar hat sich auf dem Schlossdach eingemietet und geht, kaum ist ihr Horst auf Hochglanz poliert, schnabelklappernd das Brutgeschäft an.

Symphonie aus Licht, Luft und Gerüchen

Auf ins Abenteuer: Von Schloss Orth aus führen Spazier- und Radwege hinein in das Herz des Nationalparks, der 1996 – also genau vor 25 Jahren – aus der Taufe gehoben worden ist und beiderseits des Stroms ein grünes Band zwischen Wien und Bratislava spannt. Auf dem Weg hinab zur Donau passiert man artenreiche Lebensräume. Baummajestäten stehen Spalier, dann tut sich plötzlich eine Lichtung auf, gesprenkelt von Löwenzahn und blauen Blumen. Das Licht flutet durch den Wald und scheint die Welt von innen heraus zum Leuchten zu bringen. Bärlauch-Teppiche verströmen ihr strenges Aroma. Und das vermeintliche Totholz am Wegrand strotzt geradezu vor neuem Leben. Pappeln und Eichen, von einem Blitz gefällt oder aus Altersschwäche umgekippt, werden zu Andockstationen für Pilze und Schwämme und starten eine neue Karriere als Insektenhotels.

Totholz? Von wegen!

Jenseits des Hochwasserschutzdamms beginnt die dynamische Au, die sich bei Hochwässern zum Bindeglied zwischen der Wasserwelt und der terrestrischen Welt verwandelt. Mucksmäuschenstill verhalten, dann erspäht man mit etwas Glück Schildkröten bei einem Sonnenbad, vielleicht auch einen Eisvogel, der sich wie ein blauer Blitz in die Fluten stürzt.

Logenplatz an der Donau

Bei Humer Uferhaus an den Gestaden der Donau ist Halbzeit der Frühlingstour. Wann das bei Radlern und Spaziergängern gleichermaßen populäre Ausflugsgasthaus im Covid-Jahr 2021 seinen Betrieb aufnimmt, ist noch nicht fix. Bis es soweit ist, genießt man noch zur mitgebrachten Jause die Aussicht auf die Donau. Zurück geht es vorbei an Piratenspielplatz und Hafen bis zum gelb markierten Rundwanderweg. Und nach einem weiteren Abschnitt durch den Dschungel der Doan-Auen blitzen bereits wieder der Kirchturm und die roten Dächer von Schloss Orth durch das Blätterdach.

Tipps:

Das Nationalparkzentrum schlossORTH hat 2021 von 26. März bis Oktober, tgl. ab 9 Uhr, geöffnet. Tel. 02212/3555, www.donauauen.at/besucherinfo/

Anfahrt mit Öffis: U2 Station Aspernstraße, weiter mit Postbuslinie 391 (an Wochenende nur wenige Verbindungen) nach Orth.

Die für Kinder besonders abwechslungsreiche Wanderung (Länge 9 km) zum Uferhaus und retour ist bei gemütlichem Tempo in etwa zweieinhalb Stunden zu schaffen.

Die aktuellen Öffnungszeiten von Humer’s Uferhaus sind auf der Webseite angeführt – www.uferhaus.at.